1991 | Wiener Hofball | Prinzessin Luise I. Luise Funk (Scherb) | Prinz Markus I. Markus Meier |
1992 | Garten Eden - Paradiesische Zustände in Gerolfing | Prinzessin Sabine I. Sabine Speth (Zech) | Prinz Markus II. Markus Meier |
1993 | Das kommt uns Spanisch vor | Prinzessin Barbara I. Barbara Sterner (Kaufmann) | Prinz Alfons I. Alfons Scherb |
1994 | Die wilden Fünfziger | Prinzessin Nicole I. Nicole Sangl | Prinz Michael I. Michael Sangl (Hirsch) |
1995 | Auf der Alm da gibt's koa Sünd | Prinzessin Johanna I. Johanna Schreiber (Herler) | Prinz Gerhard I. Gerhard Dier |
1996 | Rette sich wer kann | Prinzessin Andrea I. Andrea Zäch (Braun) | Prinz Tobias I. Tobias Meier |
1997 | Zurück in die Steinzeit | Prinzessin Katrin I. Katrin Schlupf (Zehentbauer) | Prinz Tobias II. Tobias Meier |
1998 | Geisterstund' und Hexnzauber | --- | --- |
1999 | Machmameikamönetscheich | Prinzessin Sabine II. Sabine Leibhart (Zehentbauer) | Prinz Adalbert I. Adalbert Leibhart |
2000 | Gerlfing goes to Hollywood | Prinzessin Monika I. Monika Hirsch | Prinz Christian I. Christian Frisch |
2001 | Aloah he auf See he | Prinzessin Julia I. Julia Schrödel (Wittmann) | Prinz Thomas I. Thomas Schleyer |
2002 | Grinsing in Gerlfing | Prinzessin Bettina I. Bettina Neumeier (Wittmann) | Prinz Klaus I. Klaus Geißler |
2003 | Oisirdischaussagerlfing | Prinzessin Sonja I. Sonja Kruse | Prinz Michael II. Michael Speth |
2004 | Vivat Melolontha Gaudium MMIV | Prinzessin Yvonne I. Yvonne Pittner | Prinz Michael III. Michael Ernst |
2005 | Karneval in GeRIOlfing | Prinzessin Regina I. Regina Schmuck (Fuchs) | Prinz Andreas I. Andreas Schmuck |
2006 | Let's go Wild West | Prinzessin Nadine I. Nadine Wanitschke | Prinz Ralf I. Ralf Achhammer |
2007 | Himmlisches Gerlfing | Prinzessin Manuela I. Manuela Funk (Neumeier) | Prinz Stefan I. Stefan Werle |
2008 | Flower Power | Prinzessin Andrea II. Andrea Braun (Strasser) | Prinz Martin I. Martin Eichhorn |
2009 | Mojakäfa, Elefant - in Afrika gibt's allerhand | Prinzessin Sandra I. Sandra Daeschler | Prinz Johannes I. Johannes Steger |
2010 | Mythen, Märchen, Phantasie - in Gerlfing bring ma alles hi | Prinzessin Manuela II. Manuela Ernhofer | Prinz Timo I. Timo Hirschbeck |
2011 | Gauner, Gangster ois beinand - Gerlfing in Ganovenhand | Prinzessin Coletta I. Coletta Braun | Prinz Daniel I. Daniel Haunschild |
2012 | Sommer, Sonne, Sonnenbrand - in Gerlfing is der Partystrand | --- | --- |
2013 | Ein Hauch von Venedig | Prinzessin Anja I. Anja Werle | Prinz Johann I. Johann Schiechl |
2014 | Hurra, Hurra, Olympia | Prinzessin Susanne I. Susanne Meyer | Prinz Ralf II. Ralf Kruse |
2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 | Warst scho drunt am Meeresgrund Alles Theater Da Moiakäfa rockt 1001 Nacht, so werds in Gerlfing gmacht Viva la Vida Der Dschungel ruft Coronabedingter Ausfall Discofieber, Licht aus-Spot an Discofieber, Licht aus-Spot an | Prinzessin Victoria I. Victoria Molter-Pehr Prinsessin Christina I. Christina Guggenheimer Prinzessin Anna I. Anna Straube (Zehentbauer) Prinzessin Viktoria II. Viktoria Ganser Prinzessin Kerstin I. Kerstin Hausmann Prinzessin Katharina I. Katharina Heckl Prinzessin Annika I. Annika Heigl Prinzessin Annika I. | Prinz Benedikt I. Benedikt Köhler Prinz Ralf III. Ralf Kruse Prinz Daniel II. Daniel Straube Prinz Tobias II. Tobias Reuthlinger Prinz Johannes II. Johannes Kießling Prinz Mauro I. Mauro Stimatini Prinz Simon I. Simon Nerb Prinz Simon I. |
(Bericht, Donaukurier 2014)
Gerolfing (DK) "Viva la Vida - Lebe das Leben" heißt es am heutigen Dienstag, wenn ab 14 Uhr mit dem großen Faschingsumzug durch Gerolfing der Höhepunkt der närrischen Saison im Ingolstädter Westen eingeläutet wird. Faschingsumzüge finden in Gerolfing seit dem Jahr 1967 statt. Doch die Geschichte des Faschings dort geht sehr viel weiter zurück. Und dabei ging es manchmal auch derb zur Sache.
In Ganz alten Zeiten:
So hatte das Gerolfinger Maschkaragehen, bei dem Maskierte in den Tagen vor dem Faschingssonntag von Haus zu Haus zogen und allerhand Schabernack trieben, eine uralte und anderswo unbekannte Tradition. "In Erwartung der Maschkerer versammelten sich in den Stuben die Hausleut, die Knechte und Mägde. Dann waren sie da ! Mit Huhu, Huhu und lautem Spektakel kündigte sich draußen auf dem Hof die erste Gruppe an. Die jüngste Dirn sperrte die Haustür auf, ließ die Maschkerer herein und schob dann wieder den Riegel vor", berichtet Ortschronist Stefan Winkelmeyr in seinem Buch "Wia's amoi war - Dorfleben übers Jahr". Die Maschkerer bestanden meist aus Gruppen von jungen Burschen, die mit der anwesenden Weiblichkeit einige Runden tanzten und ihre oft derben Späße trieben.
"Sehr beliebt waren die Auftritte der Hamburger-Gruppe. Vier Burschen, zwei als Schuster, zwei als Schneider verkleidet, stürmten in die Stube. Die Schneider sprangen auf den Tisch und begannen im Schneidersitz an alten Stofflappen herumzunähen. Dabei stachen sie mit großen Nadeln nach den Mädchen. Die Schuster saßen unter dem Tisch, klopften mit ihren Schusterhämmern auf den Boden und blitzschnell auf die weiblichen Zehen. Die Dirndl wussten bald nicht mehr, wie sei den Nadelstichen und Schlägen ausweichen sollten und kreischten und quietschten", berichtet der Ortschronist.
Aber auch die Kaibehandler (Kälberhändler) waren wenig zimperlich im Umgang mit dem anderen Geschlecht. Winkelmeyr schreibt: "Schon von weitem hörte man sie mit ihren Goaßln schnalzen. In der Stube fingen sie eines der Mädchen und banden ihm mit einem Strick die Hände zusammen. Dann wurde es taxiert wie ein Kalb auf dem Viehmarkt. Es musste den Mund öffnen, damit das Gebiss begutachtet werden konnte." Und wenn der Bauer dann nach dem Preis gefragt wurde und das Urteil der Viehändler lautete: "Alte Wurstkuh!", durfte sich keines der so eingeschätzten Weiberleut beleidigt fühlen, es hätte sonst als humorlos gegolten. "Freilich nahmen die Maschkerer dabei gerne die sonst recht hochnäsigen oder abweisenden Mädchen und Frauen aufs Korn", so Winkelmeyr weiter.
Da es beim Gerolfinger Maskengehen offenbar zunehmend hoch hergegangen sein muss, rief das ausgelassene Treiben im Jahr 1870 die gestrenge Obrigkeit auf den Plan und die Gemeindeverwaltung fasste wegen "Übertreibung des Maskaragehens" einen Beschluss. Der besagte, dass sich künftig jeder Maschkerer beim Bürgermeister anmelden musste, wo er ein Billet zu sechs Kreuzern für den Abend zu lösen hatte. Verboten wurde das Aufsuchen von Privathäusern, nur noch in Wirtschaften war das Umherziehen erlaubt. Außerdem musste um 10 Uhr abends Schluss sein. "Entgegenhandelnde Fälle werden rücksichtslos gestraft", so die Verwaltung. Trotzdem hielt sich der Brauch bis in die 1930er Jahre.
Eine weitere Gerolfinger Besonderheit war die Figur des Schickschecks. Davon gab es stets drei, die zwei Wochen lang durch den Ort zogen. Sie steckten in Gewändern, die über und über mit bunten Stoff-Fleckerln benäht waren, ähnlich der Fasenickel in Kipfenberg oder des fränkischen "Flecklasmo", der in Allersberg sein närrisches Unwesen treibt. Der Schickscheck schwang lange Goaßln, deren Geknall schon von Weitem zu hören war, so Stefan Winkelmeyrs Ortschronik. Er machte Jagd auf alles, was nicht maskiert war, und erschreckte besonders die Kinder. Die rettende Zuflucht sei dann oft der Friedhof um die Kirche herum gewesen, erinnert sich in der Chronik eine Gerolfingerin. "Denn dort hinein gingen sie nicht."
In längeren Zeitabschnitten gab es gerade in der ersten Häfte des 20. Jahrhunderts im Gerolfinger Fasching auch Spiele, die das ganze Dorf umfassten, berichtet die Ortschronik: die Stücke Schinderhannes, Wetterstein oder der Bayerische Hiasl wurden dabei aufgeführt. Und alle Burschen und jüngeren Männer machten dabei mit. Frauen waren zunächst nicht dabei, denn es ging auch hier durchaus hart zur Sache.
"Oans, zwoa, drei, gsuffa!" hieß das Startkommando beim Schubkarrenrennen an einem Faschingsdienstag in den 1950er-Jahren. Unten links ist das einzige noch existierende Schickscheck-Gewand zu sehen. Es befindet sich im Stadtmuseum. Wilde Gestalten tummelten sich bei einem Faschingsspiel im Lager der Gesetzlosen. Fotos aus dem Buch "Wia's amoi war " von Stefan
Stets gab es zwei Parteien: die Räuberbanden mit ihren Anführern und auf der Gegenseite das Militär und die Gendarmen. Am Vormittag fielen die Räuber über das Dorf her und suchten jedes Haus heim. Mit ihrer Beute aus Würsten, Geräuchertem, aber auch Geld, zogen sie sich in ihr Lager zurück, wo ausgelassen gefeiert und gezecht wurde.
Am Nachmittag rückten dann immer Gendarmen und Militär an. Die Räuber zogen sich wieder ins Dorf zurück, wobei dann um jedes Haus gekämpft wurde. "So wogte der Kampf mehrere Stunden hin und her, bis es endlich gelang, den Anführer der Räuberbande, den Franz Wetterstein, den Schinderhannes oder den Bayerischen Hiasl gefangenzunehmen", berichtet Winkelmeyr in seinem Buch. Umgeben von einer großen Menschenmenge wurde dem Räuberhauptmann dann der Prozess gemacht und das Urteil "Tod durch Erhängen!" wurde sofort und drastisch dargestellt vollstreckt. Anschließend feierten Gesetzlose und Gesetzeshüter gemeinsam das gelungene Spektakel.
1963, bei der letzten Aufführung des Bayerischen Hiasls, ging man sogar noch einen Schritt weiter. Beim Urteil "Tod durch Enthauptung!" kam als Kopf des Delinquenten eine mit Blut gefüllte Schweinsblase zum Einsatz. "Es ist fast ein Wunder, dass bei der ganzen Rauferei und Schießerei nie jemand ernsthaft zu schaden kam", lautet denn auch Winkelmeyrs Resümee. Pläne, den Hiasl im Jahr 1974 noch einmal aufzuführen, scheiterten an der Forderung der Behörden, dass eine Person die Verantwortung übernehmen musste. Das wollte und konnte dann keiner.
Im April 1973 erfolgte die Gründung der "Vereinigten Faschingsgesellschaft Gerolfing (VFG), in der die örtlichen Vereine, die den seit 1967 abgehaltenen Umzug bisher organisiert hatten, ihre Kräfte bündelten. "Narren finden zusammen", hieß es im DONAUKURIER damals. Der erste Vorsitzende der Gesellschaft wurde Helmut Thiermann, berichtet der Ortschronist Winkelmeyr. Im Januar 1974 fand dann die erste Festsitzung der VFG zum Faschingsauftakt im Gasthaus Funk statt, der erste Umzug unter der Regie der VFG schlängelte sich am Faschingsdienstag, 26. Februar 1974, durch den Ort. Die Umzüge, die mit den Jahren immer größer wurden, standen immer unter einem besonderen Motto, dem sich Fußgruppen und Wagen in Thema und Gestaltung mehr oder weniger anpassten, so Winkelmeyr. So ging es im im vergangenen Jahr bei "1001 Nacht, so werd's in Gerlfing g'macht" orientalisch zu, während mit dem diesjährigen "Viva la Vida" der Rahmen weiter gesteckt ist. Zudem wird bei dem Umzug stets für wohltätige Zwecke gesammelt.
Im Vergleich zu früher blickt Stefan Winkelmeyer im Gespräch mit dem DK dann fast etwas wehmütig zurück: "Früher waren die Menschen spontaner und es musste weniger organisiert werden, heute ist alles viel bürokratischer geworden."